Die Vorjurys des FILMFEST DRESDEN

Für einige unserer Sonderpreise nominieren Vorjurys unter einem besonderen, thematischen Augenmerk Filme aus den Wettbewerben aus. Diese nominierten Filme werden dann in Sonder-Screenings während des Festivals präsentiert und die jeweilige Jury bestimmt den Gewinnerfilm. Dies betrifft die drei Filmpreise Goldener Reiter Filmton, LUCA-Filmpreis für GeschlechterGerechtigkeit sowie "voll politisch" - Kurzfilmpreis für demokratische Kultur.

VORJURY FILMTON

IVAN OLARTE

Ton hat die Fähigkeit, geistige Prozesse auszulösen, die uns in Kombination mit Bildern in andere Welten versetzen können. Das Kino ist ein Universum, und der Ton ist eine magnetische Kraft in jeder Aufnahme der Kamera.

ELISABETH KÖLLER

ist deutsch-schwedische und studentische Filmproducerin, deren letzter Film MODDERGAT beim FILMFEST DRESDEN 2023 den Publikumspreis gewann. Zuvor schloss sie ihren Master in Philosophie zum Thema Wahrheitsstrategien im Dokumentarfilm in Bild, Ton und Narration ab. Ob Foleys, KI-Musik oder Wild Tracks: Sie freut sich besonders darauf zu hören, mit welchen akustischen Innovationen die diesjährigen Wettbewerbsfilme ihre Perspektiven auf die Welt in den Kinosaal bringen werden.

MALTE GUNST

studiert Medienkunst und -gestaltung an der Bauhaus-Universität in Weimar. Was das ist? Ha, gute Frage. Das weiß er selbst nicht so genau. Was er jedoch weiß, ist, dass ihn dieser Studiengang in den Filmton katapultiert hat. Er war schon immer sehr interessiert an Sound und Akustik, macht viel Musik und begeistert sich für aufregende Klangerlebnisse. Mit Film hatte er nie so viel am Hut. Und dann kam Weimar. Hier durfte er das erste Mal den Ton am Set mitschneiden, das erste Mal in der Postproduktion Filmen ihren eigenen unvergleichlichen Klang verleihen. Denn schließlich ist es der Sound, welcher die wahre Magie des Films erst zum Leben erweckt.

NINI SHVELIDZE

ist eine georgische Filmwissenschaftlerin und Doktorandin in den Kulturwissenschaften an der Ilia State University. Sie ist Mitglied der FIPRESCI, Mitbegründerin und Vizepräsidentin des georgischen Verbandes der Filmkritiker:innen und -wissenschaftler:innen, Mitherausgeberin und Autorin bei Cinexpress.ge; Filmprogrammgestalterin beim Internationalen Kurzfilmfestival Kutaisi; Mitorganisatorin von Filmvorführungen im Georgischen Filmhaus; Mitkuratorin des Projekts „Jonas Mekas 100 in Georgien“; Teilnehmerin am FIPRESCI Warschau Critics Project 2022; junges FIPRESCI-Jurymitglied beim Warschauer Filmfestival; Teilnehmerin am Europäischen Workshop für Filmkritik – The End, der 2023 beim Lago Film Fest und beim Ljubljana Short Film Festival stattfand.

FELIX DIERICH

macht experimentelle Kurzfilme, die auch beim FILMFEST DRESDEN liefen. Dabei spielt die Tonebene immer eine besondere Rolle, die er oft selbst entwickelt – mal herkömmlicher, mal experimenteller. Er hat Informatik studiert mit dem Nebenfach Kunst und Medien – mit dem Fokus auf Film und Fotografie.

Beim Filmton interessiert ihn vor allem die emotionale, psychische Wirkung auf die Zuschauer:innen, auch die subversive, unterbewusste. Besonders mag er, wenn der Ton so intensiv spürbar wird, dass er den ganzen Körper packt, die Zuschauer:innen regelrecht mitgerissen werden. Aber ihn kann auch ein subtilerer Ton überzeugen, er muss natürlich zu Konzept, Geschichte, Stil und Bild passen.

RUBY MASTRODIMOS

ist eine in New Jersey geborene und in London lebende Sounddesignerin und Filmemacherin. Sie studierte am Barnard College in New York, bevor sie 2023 einen MA an der London Film School erhielt. Ihre eigenen Filme wurden unter anderem bei British Shorts Berlin, dem Kyiv International Short Film Festival und dem Final Girls Film Festival gezeigt. Mastrodimos interessiert sich vor allem für die Art und Weise, wie der Filmton unsere Wahrnehmung der Welt um uns herum beeinflusst – und falsch informiert.

VORJURY LUCA

LEI MENG

studierte Kulturwissenschaft und Ethnologie an der Uni Bremen. Sie hat sich beim Studium mit Filmanalyse beschäftigt und auch Theaterstücke mitinszeniert. Seit 2022 ist sie als Bildungsreferentin beim Genderkompetenzzentrum Sachsen tätig, mit dem Schwerpunkt Gender und Migration. Die im Film vermittelten Diskurse und Werte sind sehr wichtig für ihre Arbeit. Das Genderkompetenzzentrum Sachsen vernetzt und stärkt Akteur:innen für die Gleichstellungsarbeit in urbanen Zentren und im ländlichen Raum. Es arbeitet mit regionalen Kooperationspartner:innen in Projekten, um gleichstellungspolitische Perspektiven in die unterschiedlichsten Handlungsfelder von Gesellschaft einzubringen. Die Veranstaltungen und Projekte wollen zum aktiven Eintreten gegen Diskriminierung auf Grund von Geschlecht motivieren und sensibilisieren.

SOPHIE KOCH

lebt und arbeitet in Dresden. Die Politikwissenschaftlerin ist als Bildungsreferentin bei der Landesarbeitsgemeinschaft Queeres Netzwerk Sachsen im Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und der Interessensvertretung tätig. Sie weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig mediale Repräsentation für die queere Community ist. Gleichzeitig setzt sie sich dafür ein, dass es ausreichend queere Strukturen in ganz Sachsen gibt.

THOMAS QIU HÖNEL

geboren 1967, Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Landesfachstelle Männerarbeit des LAG Jungen- und Männerarbeit Sachsen e. V., Systemsicher Männerberater und spiritueller Mentor aus Dresden. Er erlernte den Beruf des Schrift- und Grafikmalers, engagierte sich in der DDR-Bürger:innen- und Menschenrechtsbewegung, war Mail-Art-Künstler und Mitherausgeber von Samisdat. Er war Hausbesetzer und gründete soziokulturelle Projekte und Vereine. 1997 gründete er eine Agentur für Corporate Design. Er ist Kalligraf und Visualisierer. Er engagiert sich für progressive Männlichkeit und genderreflektierte Männerarbeit. Er setzt sich konstruktiv-kritisch mit Männerbildern auseinander und vertritt diese Positionen in Kampagnen und Workshops.

VORJURY "VOLL POLITISCH"

MAIKE VON HARTEN

ist freie Mitarbeiterin beim Montagscafé am Staatsschauspiel Dresden – einem offenen Raum mit wechselndem Kulturprogramm für Dresdner:innen mit und ohne Migrationserfahrung. Sie ist außerdem Teil des FLINTA*-Technik-Kollektivs Kabelbrand, das Kundgebungen, Demonstrationen und Veranstaltungen unterstützt.

LUANA BRÜCKNER

Ich bin in verschiedenen Feldern tätig, aber mein Herz liegt definitiv in der politischen Bildungsarbeit, die ich verrichten darf. Meine Themen beinhalten Rassismuskritik und Empowerment. Ich bin eine Schwarze, queere Mutter aus Dresden und trotz vieler Privilegien, die ich mein Eigen nennen darf, weiß ich seit Anbeginn, was es bedeuten kann, nicht dazuzugehören, „zu viel“ oder nicht genug zu sein. Und ich bin mir damit durchaus bewusst, dass allein das Sein sehr politisch sein kann. Alles was wir tun und wer wir sind, spielt in dem politischen Gefüge eine Rolle, denn im Grunde genommen ist für mich das alles eine der vielen Perspektiven auf unsere sozialen Verflechtungen und die daraus entstehenden Hierarchien.

LUIS MAZUZE

geboren in Maputo/Mosambik. Ist 1980 als Vertragsarbeiter in die DDR gekommen. Nach erfolgreicher Ausbildung als Brauer, Braumeister und Ingenieur für Lebensmittelwesen arbeitet er bei Feldschlößchen Dresden. Parallel ist er Vorstandsmitglied bei AFROPA e. V. Dresden. Dieses Jahr feiert der Verein 20-jähriges Jubiläum. AFROPA e. V. ist eine gemeinnützige Organisation, die sich kulturell, sportlich und politisch um Migrant:innen und Geflüchtete kümmert. Er ist Mitglied im Bundesverband Netzwerke von Migrant*innenorganisationen (NeMO). Hier kümmert sich Luis Mazuze um die vulnerablen Mitmenschen, ist aber auch in internationale Projekte involviert.

FANNY VILDEBRAND

geboren 1972 in Halle/Saale, aufgewachsen im Osten und politisch sozialisiert durch die Wendezeit. Studium der Kommunikations-/Medien- und Theaterwissenschaften in Leipzig, danach 16 Jahre in Dresden Kultur-PR und freie Lektorin; Filmfest-Groupie. Seit 2016 abtrünnig und Wegzug in die Oberlausitz, dort Mitarbeit beim Neiße Filmfestival und in der Kulturfabrik Meda/Mittelherwigsdorf, die u. a. ein kleines, feines Programmkino betreibt. Seit 2022 sind wir einer von 13 „Orten der Demokratie in Sachsen“ und wurden in dieser Funktion eingeladen für die Vorjury des Preises „voll politisch“.

MARTA GRESZTA

Seit diesem Jahr bin ich beim Filmfest beschäftigt und kümmere mich um die Filmkoordination sowie um Kooperationen. Ich habe ein Kunststudium absolviert und achte daher besonders auf die künstlerischen Qualitäten von Filmen. Das Thema Migration in einem breiteren Kontext ist für mich auch sehr bedeutend, weil ich selbst aus einem anderen Land komme.

Ich freue mich, dass das Festival auch politisch engagierte Filme zeigen wird. Dieser wiederkehrende Aspekt ist in der Kunst prominent und darf gerade in den heutigen politisch turbulenten Zeiten nicht vergessen werden.